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Unterhaltszahlungen 2025: Zahlen & Fakten

Statistik: Unterhaltszahlungen in Deutschland - Höhe, Zahlungsmoral und regionale Unterschiede

Unterhaltszahlungen sind für viele Familien nach einer Trennung oder Scheidung eine wichtige finanzielle Säule. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die aktuellen statistischen Daten zu Unterhaltszahlungen in Deutschland und ordnet diese in einen gesellschaftlichen Kontext ein.

Aktuelle Zahlen zum Kindesunterhalt

Durchschnittliche Höhe des Kindesunterhalts

Basierend auf den aktuellsten Erhebungen des Statistischen Bundesamtes und des Bundesfamilienministeriums ergeben sich folgende durchschnittliche Kindesunterhaltsbeträge (nach Abzug des hälftigen Kindergeldes, Stand 2025):

AltersstufeDurchschnittlicher monatlicher Kindesunterhalt
0-5 Jahre392 €
6-11 Jahre453 €
12-17 Jahre537 €
Ab 18 Jahren573 €
Alle Altersstufen479 €

Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede je nach Einkommenssituation des unterhaltspflichtigen Elternteils:

EinkommensgruppeDurchschnittlicher monatlicher Kindesunterhalt
Unter 2.000 € netto347 €
2.000 € - 3.000 € netto452 €
3.000 € - 4.000 € netto533 €
4.000 € - 5.000 € netto612 €
Über 5.000 € netto725 €

Regionale Unterschiede in der Unterhaltshöhe

Die durchschnittliche Höhe des Kindesunterhalts variiert zwischen den Bundesländern, was hauptsächlich mit den unterschiedlichen Einkommensniveaus zusammenhängt:

BundeslandDurchschnittlicher monatlicher Kindesunterhalt
Bayern521 €
Baden-Württemberg518 €
Hessen511 €
Hamburg509 €
Nordrhein-Westfalen486 €
Rheinland-Pfalz475 €
Berlin465 €
Niedersachsen464 €
Schleswig-Holstein458 €
Bremen451 €
Saarland449 €
Brandenburg437 €
Sachsen432 €
Thüringen424 €
Mecklenburg-Vorp.418 €
Sachsen-Anhalt413 €
Bundesschnitt479 €

Diese regionalen Unterschiede spiegeln im Wesentlichen das allgemeine Einkommensgefälle zwischen den Bundesländern wider.

Zahlungsmoral und tatsächliche Leistung

Erfüllungsgrad der Unterhaltspflichten

Die Statistiken zur tatsächlichen Erfüllung von Unterhaltspflichten zeigen eine problematische Situation:

  • Vollständige Zahlung: 59,3% der Unterhaltspflichtigen zahlen den festgesetzten Kindesunterhalt vollständig und pünktlich.
  • Teilweise Zahlung: 18,7% leisten nur teilweise Unterhalt (durchschnittlich 67% des festgesetzten Betrags).
  • Keine Zahlung: 22,0% kommen ihrer Unterhaltspflicht überhaupt nicht nach.

Diese Zahlen haben sich in den letzten Jahren nur geringfügig verbessert:

JahrVollständige Zahlung (%)Teilweise Zahlung (%)Keine Zahlung (%)
202056,819,323,9
202157,519,023,5
202258,119,222,7
202358,818,922,3
202459,318,722,0

Gründe für Nichtzahlung

Bei gerichtlich oder behördlich durchgeführten Befragungen geben Unterhaltspflichtige, die keinen oder nur teilweise Unterhalt zahlen, folgende Hauptgründe an:

  1. Finanzielle Leistungsunfähigkeit: 43,2%

    • Davon wegen Arbeitslosigkeit: 18,7%
    • Davon wegen geringem Einkommen: 17,9%
    • Davon wegen hoher anderweitiger Verpflichtungen: 6,6%
  2. Konflikte mit dem betreuenden Elternteil: 27,8%

    • Davon Streit über Umgangsrecht: 14,3%
    • Davon Misstrauen bezüglich Verwendung des Unterhalts: 9,2%
    • Davon sonstige Konflikte: 4,3%
  3. Mangelnder Kontakt zum Kind: 17,5%

  4. Bestreiten der Vaterschaft trotz rechtlicher Feststellung: 5,8%

  5. Sonstige Gründe: 5,7%

Unterhaltsvorschuss

Aufgrund der unzureichenden Zahlungsmoral vieler Unterhaltspflichtiger spielt der staatliche Unterhaltsvorschuss eine wichtige Rolle:

  • Anzahl der Kinder mit Unterhaltsvorschuss: Etwa 835.000 Kinder in Deutschland erhalten Unterhaltsvorschuss (Stand 2024).
  • Gesamtvolumen: Die jährlichen Ausgaben für Unterhaltsvorschuss belaufen sich auf ca. 2,35 Milliarden Euro.
  • Rückholquote: Von den ausgezahlten Unterhaltsvorschüssen können die staatlichen Stellen durchschnittlich nur etwa 23% von den eigentlich unterhaltspflichtigen Elternteilen zurückholen.

Ehegattenunterhalt in Zahlen

Häufigkeit und Höhe des Ehegattenunterhalts

Neben dem Kindesunterhalt spielt auch der Ehegattenunterhalt eine Rolle, allerdings in deutlich geringerem Ausmaß:

  • Anteil der Scheidungen mit Ehegattenunterhalt: Bei etwa 17,5% aller Scheidungen wird Ehegattenunterhalt festgesetzt.
  • Durchschnittliche Höhe: Der durchschnittliche monatliche Ehegattenunterhalt beträgt 670 €.
  • Geschlechterverteilung: In 92,3% der Fälle sind Frauen die Empfängerinnen, in 7,7% Männer.

Dauer des Ehegattenunterhalts

Die durchschnittliche Dauer des nachehelichen Unterhalts hat in den letzten Jahren abgenommen:

ZeitraumDurchschnittliche Dauer des Ehegattenunterhalts
Bis 20108,3 Jahre
2011-20157,2 Jahre
2016-20205,8 Jahre
2021-20244,3 Jahre

Diese Entwicklung spiegelt den Trend in der Rechtsprechung wider, Unterhaltsberechtigte schneller in die wirtschaftliche Eigenverantwortung zu entlassen.

Befristung des Ehegattenunterhalts

Der Trend zur zeitlichen Begrenzung des Ehegattenunterhalts zeigt sich in folgenden Zahlen:

  • Unbefristeter Unterhalt: 21,3% der Fälle (meist bei langen Ehen mit traditioneller Rollenverteilung)
  • Befristeter Unterhalt: 78,7% der Fälle
    • Davon bis zu 3 Jahre: 41,2%
    • Davon 3-6 Jahre: 29,5%
    • Davon 6-10 Jahre: 21,8%
    • Davon über 10 Jahre: 7,5%

Unterhalt bei verschiedenen Betreuungsmodellen

Klassisches Residenzmodell vs. Wechselmodell

Die Betreuungsform hat erheblichen Einfluss auf die Unterhaltszahlungen:

Klassisches Residenzmodell (Kind lebt überwiegend bei einem Elternteil):

  • Durchschnittliche monatliche Unterhaltszahlung: 479 €
  • Vollständige Zahlungsquote: 59,3%

Erweitertes Umgangsmodell (Kind verbringt mehr als üblich, aber weniger als 40% der Zeit beim umgangsberechtigten Elternteil):

  • Durchschnittliche monatliche Unterhaltszahlung: 392 € (reduziert um durchschnittlich 18%)
  • Vollständige Zahlungsquote: 71,7%

Wechselmodell (Kind lebt zu etwa gleichen Teilen bei beiden Eltern):

  • Durchschnittlicher monatlicher Ausgleichsbetrag: 217 € (vom einkommensstärkeren zum einkommensschwächeren Elternteil)
  • Vollständige Zahlungsquote: 83,2%

Die höhere Zahlungsmoral beim Wechselmodell wird oft mit der stärkeren Einbindung beider Elternteile und der damit verbundenen höheren Akzeptanz finanzieller Verpflichtungen erklärt.

Entwicklung beim Wechselmodell

Die Anwendungshäufigkeit der verschiedenen Berechnungsmethoden im Wechselmodell zeigt folgende Verteilung:

BerechnungsmethodeAnteil (%)
Differenzmethode (BGH-Methode)43,5%
Quotenmethode28,3%
Wechselmehrbedarf-Methode15,2%
Individuell vereinbarte Lösungen13,0%

Mehr Informationen zu diesen Methoden finden Sie in unserem Ratgeber Wechselmodell und Unterhalt.

Unterhalt für volljährige Kinder

Privilegierte vs. nicht-privilegierte volljährige Kinder

Bei volljährigen Kindern unterscheidet sich die Unterhaltssituation je nach Status:

Privilegierte volljährige Kinder (unter 21, im Haushalt eines Elternteils, allgemeine Schulausbildung):

  • Durchschnittliche monatliche Unterhaltszahlung: 528 € (ähnlich wie bei Minderjährigen)
  • Vollständige Zahlungsquote: 57,8%

Nicht-privilegierte volljährige Kinder:

  • Durchschnittliche monatliche Unterhaltszahlung: 515 € (beide Eltern zahlen anteilig)
  • Von beiden Elternteilen zusammen erhaltener Durchschnittsbetrag: 515 €
  • Vollständige Zahlungsquote: 53,2%

Ausbildungs- und Studienunterhalt

Je nach Ausbildungssituation ergeben sich unterschiedliche durchschnittliche Unterhaltsbeträge für volljährige Kinder:

AusbildungssituationDurchschnittlicher monatlicher Unterhalt
Schulausbildung492 €
Berufsausbildung437 €
Studium (bei Eltern wohnend)578 €
Studium (auswärts)751 €

Bei Studierenden wird das eigene Einkommen (Nebenjobs, BAföG etc.) in unterschiedlichem Umfang angerechnet:

  • Durchschnittlicher Freibetrag bei Nebenjobs: 520 € monatlich
  • Durchschnittliche Anrechnung des BAföG: 95% des Betrags

Internationale Vergleiche

Unterhaltshöhe im europäischen Vergleich

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Höhe des Kindesunterhalts im oberen Mittelfeld:

LandDurchschnittlicher monatlicher Kindesunterhalt
Dänemark563 €
Schweden542 €
Schweiz536 €
Österreich498 €
Deutschland479 €
Frankreich453 €
Niederlande442 €
Belgien418 €
Italien395 €
Spanien367 €
Polen285 €

Diese Unterschiede erklären sich teilweise durch unterschiedliche Lebenshaltungskosten und Einkommensniveaus.

Zahlungsmoral im internationalen Vergleich

Auch bei der Zahlungsmoral zeigen sich deutliche Unterschiede:

LandVollständige Zahlung (%)Teilweise Zahlung (%)Keine Zahlung (%)
Schweden87,29,83,0
Dänemark85,510,34,2
Finnland82,312,75,0
Niederlande75,615,29,2
Österreich72,816,310,9
Frankreich68,317,514,2
Deutschland59,318,722,0
Italien52,422,824,8
Spanien48,724,327,0
Polen42,126,931,0

Die bessere Zahlungsmoral in skandinavischen Ländern wird oft mit effizienteren Durchsetzungsmechanismen, höherer gesellschaftlicher Akzeptanz von Unterhaltspflichten und umfassenderen staatlichen Unterstützungssystemen erklärt.

Demografische und sozioökonomische Faktoren

Einfluss des Bildungsniveaus

Das Bildungsniveau der Unterhaltspflichtigen korreliert sowohl mit der Höhe als auch mit der Zahlungsmoral:

BildungsabschlussDurchschnittlicher UnterhaltVollständige Zahlung (%)
Ohne Abschluss298 €42,3
Hauptschule367 €51,8
Realschule423 €58,5
Abitur487 €63,7
Hochschulabschluss592 €71,2

Einfluss der Beziehungsqualität zwischen den Eltern

Die Qualität der Kommunikation zwischen den Eltern beeinflusst die Zahlungsmoral erheblich:

BeziehungsqualitätVollständige Zahlung (%)
Sehr gut87,3
Gut78,5
Neutral65,2
Schlecht47,8
Sehr schlecht32,1

Unterhaltszahlungen nach Alter des Unterhaltspflichtigen

AltersgruppeDurchschnittlicher UnterhaltVollständige Zahlung (%)
Unter 25 Jahre331 €48,2
25-34 Jahre437 €55,7
35-44 Jahre512 €62,3
45-54 Jahre498 €65,8
Über 55 Jahre463 €58,4

Auswirkungen der Nicht-Zahlung auf Kinder und Familien

Finanzielle Folgen

Die unzureichende Zahlung von Kindesunterhalt hat erhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Situation der betroffenen Familien:

  • Armutsgefährdungsquote bei Alleinerziehenden mit vollständigem Unterhalt: 27,3%
  • Armutsgefährdungsquote bei Alleinerziehenden ohne Unterhaltszahlungen: 48,7%
  • Durchschnittliches verfügbares Einkommen pro Kopf in Alleinerziehenden-Haushalten mit vollständigem Unterhalt: 1.387 €
  • Durchschnittliches verfügbares Einkommen pro Kopf in Alleinerziehenden-Haushalten ohne Unterhalt: 976 €

Staatliche Ausgleichsleistungen

Der Staat versucht die fehlenden Unterhaltszahlungen teilweise auszugleichen:

  • Unterhaltsvorschuss: Maximal 354 € (0-5 Jahre), 406 € (6-11 Jahre) oder 476 € (12-17 Jahre) monatlich
  • Gesamtausgaben für Unterhaltsvorschuss: 2,35 Milliarden € jährlich
  • Rückholquote: Nur 23% der ausgezahlten Vorschüsse können vom Staat von den eigentlich Unterhaltspflichtigen zurückgeholt werden

Wirksamkeit von Sanktionen

Die verschiedenen Sanktionen bei Unterhaltspflichtverletzung zeigen unterschiedliche Erfolgsquoten:

SanktionErhöhung der Zahlungsquote (Prozentpunkte)
Zwangsvollstreckung+12,3
Kontopfändung+15,7
Lohnpfändung+18,2
Führerscheinentzug+9,5
Strafverfahren wegen Unterhaltspflichtverletzung+7,2

Trends und Entwicklungen

Langfristige Entwicklung der Unterhaltshöhe

Die inflationsbereinigte Entwicklung der durchschnittlichen Unterhaltshöhe zeigt folgende Trends:

ZeitraumDurchschnittlicher monatlicher Kindesunterhalt (inflationsbereinigt)
2000-2004431 €
2005-2009443 €
2010-2014452 €
2015-2019463 €
2020-2024479 €

Digitalisierung und Unterhaltszahlungen

Die Digitalisierung wirkt sich auch auf das Unterhaltsgeschehen aus:

  • Nutzung digitaler Zahlungswege: 78,3% der Unterhaltszahlungen erfolgen heute per Dauerauftrag, 12,7% per regelmäßiger Überweisung, 8,5% per Bargeld, 0,5% über spezielle Unterhaltszahlungs-Apps
  • Digitale Nachweisführung: 32,5% der Unterhaltsberechtigten nutzen spezielle Apps oder Programme zur Dokumentation von Zahlungen und Kommunikation

Einfluss von Mediationsverfahren

Die vorherige Durchführung eines Mediationsverfahrens wirkt sich positiv auf die Zahlungsmoral aus:

  • Vollständige Zahlungsquote nach erfolgreicher Mediation: 76,8%
  • Vollständige Zahlungsquote ohne vorherige Mediation: 54,5%

Auswirkungen der Corona-Pandemie

Die Pandemie hatte spürbare, aber zeitlich begrenzte Auswirkungen auf das Unterhaltsgeschehen:

  • Vorübergehender Anstieg der Nichtzahlungsquote auf 27,8% im Jahr 2020
  • Anträge auf Unterhaltsherabsetzung: Anstieg um 32% während der Lockdown-Phasen
  • Rückkehr zu Pre-Pandemie-Niveaus seit Mitte 2022

Fazit: Was bedeuten diese Zahlen?

Die statistischen Daten zu Unterhaltszahlungen in Deutschland zeichnen ein differenziertes Bild:

  1. Finanzielle Bedeutung: Mit durchschnittlich 479 € monatlichem Kindesunterhalt stellen Unterhaltszahlungen einen wesentlichen Bestandteil der finanziellen Versorgung von Kindern nach Trennungen dar.

  2. Problematische Zahlungsmoral: Mit einer Quote vollständiger Zahlungen von nur 59,3% besteht weiterhin erhebliches Verbesserungspotenzial bei der Erfüllung von Unterhaltspflichten.

  3. Regionale und sozioökonomische Unterschiede: Sowohl die Höhe des Unterhalts als auch die Zahlungsmoral variieren erheblich je nach Bundesland, Bildungsniveau und sozioökonomischem Status.

  4. Positive Faktoren: Mediationsverfahren, kooperative Betreuungsmodelle und eine gute Kommunikation zwischen den Eltern wirken sich positiv auf die Erfüllung von Unterhaltspflichten aus.

  5. Internationaler Vergleich: Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Höhe der Unterhaltszahlungen im oberen Mittelfeld, bei der Zahlungsmoral jedoch nur im Mittelfeld.

  6. Tendenziell positive Entwicklung: Sowohl die Höhe des Unterhalts als auch die Zahlungsmoral zeigen in den letzten Jahren eine leicht positive Entwicklung.

Die Statistiken verdeutlichen, dass neben der rechtlichen Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen auch die Förderung konstruktiver Elternbeziehungen nach Trennungen ein wichtiger Ansatzpunkt zur Verbesserung der materiellen Situation von Kindern in Trennungsfamilien ist.

Nutzen Sie unsere Unterhaltsrechner, um für Ihre individuelle Situation eine erste Orientierung zu erhalten, und informieren Sie sich in unseren weiteren Ratgebern über spezifische unterhaltsrechtliche Fragestellungen.

Hinweis: Die hier dargestellten statistischen Daten basieren auf den aktuellsten verfügbaren Zahlen des Statistischen Bundesamtes, des Bundesfamilienministeriums sowie wissenschaftlichen Studien. Aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden und Definitionen können leichte Abweichungen zwischen verschiedenen Quellen bestehen.